Flashmob oder Sit-in im Hofgarten
Frühsommerliche Temperaturen, klarer Himmel, noch dazu Sonntag. Perfekt für einen Spaziergang durch den Innsbrucker Hofgarten. Wobei, noch lieber würden man sich ja ein bisschen auf eine der Wiesen legen, Sonne tanken, lesen oder sich mit Freunden unterhalten.
Leider hat dieser Wunsch einen Haken. Die Parkwächter der Bundesgärten. Deren Aufgabe ist es, Menschen, die sich auf die Wiesen im Park setzen wollen, sofort von dort, hin zur Liegewiese beim Spielplatz, zu verscheuchen. Der Hofgarten ist ja denkmalgeschützt und der Kunstrasen sei nicht belastungsfähig.
So wurden eben schon viele fortgeschickt, aber nicht am 10. April 2011. Ein Aufruf auf Facebook zum "Flashmob: Der Hofgarten gehört uns!" hat Massen von Menschen aller Altersgruppen, Ethnien und Gesinnungen angelockt, um gegen die "Betreten verboten"-Regel zu protestieren. Sie betreten die Rasenflächen, legen sich hin, viele haben Spiele, Lebensmittel und Getränke mitgebracht. Musik läuft auf mehreren Anlagen. "Hofgarten ich liege dich" steht auf einem Plakat, gleich daneben spielen zwei Männer auf ihren Trommeln. Ein paar Meter weiter zeigt ein weiterer Jonglierkunststücke. Von Parkwächtern ist aber weit und breit nichts zu sehen.
Ein Flashmob definiert sich eigentlich dadurch, dass er keinen Sinn hat. Die Verwirrung der Nicht-Informierten ist der Hauptzweck. Spätestens nach wenigen Minuten ist ein Flashmob vorbei.
Zwei der Organisatoren des "Flashmobs", Julia Gandler und Raphael Lepuschitz geben gleich zu, dass die Bezeichnung nicht ganz richtig ist. Sie haben sie für die Facebook-Gruppe gewählt, da es eine sehr kurzfristige Aktion sein sollte, aber eben keine Demonstration. Eine Freundin der beiden wirft ein, dass wohl "Sit-in" passender gewesen wäre. Aber heute würden junge Leute ja kaum mehr diesen Ausdruck kennen. Ein verträumter Ausdruck legt sich kurz über ihr Gesicht, sie erinnert sich an die 60er-Jahre zurück.
Es werden immer mehr Teilnehmer, die sich auf den Wiesen verteilen. Eine Gruppe von Schülern, hauptsächlich von der HBLA Kematen raucht gemeinsam eine Wasserpfeife mit Traubentabak. Dazu essen sie Wassermelonenstücke. "Mach' bitte kein Bild von den Abfällen! Die räumen wir alle danach weg", sagt ein 16-jähriger Bursche Er hätte als Bezeichnung wohl eher Sitzstreik gewählt als Flashmob. Seine Freunde stimmen ihm zu.
Ein Sit-in ist ja eigentlich eine Art von Sitzstreik. So weit ist der Jugendliche also doch nicht von der Sichtweise der 1960er-Veteranin entfernt, wie diese dachte.
Zwei betagte Damen beobachten die Vorgänge im Hofgarten. "Zu meiner Zeit hätte man sich das nicht getraut", sagt Paula Schier. Die Frau erinnert sich, dass man in ihrer Jugend den Rasenflächen nicht mal nahe kommen durfte. Sofort war ein Wächter da. Sie fragt sich, was das denn für eine Veranstaltung sei, da sie nirgendwo Plakate gesehen hatte. Als sie "Facebook" hört, wird ihr schnell alles klar, oft genug hat man ja in der näheren Vergangenheit gehört, wie Kundgebungen in Ägypten oder Libyen über Facebook oder Twitter organisiert worden sind. "Bei uns schießen sie ja wenigstens nicht auf die jungen Leute", wirft die Begleiterin von Frau Schier ein. Die beiden Damen machen sich aber auch Sorgen um den Zustand des Parks, wer denn den Müll wegräumt, und was etwaige Reparaturen wohl kosten würden. Sie deuten auf eine junge Teilnehmerin, die gerade versehentlich auf ein Stiefmütterchen getreten ist.
Bei der Bewerbung der Aktion haben die Organisatoren extra darauf hingewiesen, dass man keine Schäden anrichten, beziehungsweise Müll selbst entsorgen soll. Die Teilnehmer sollten sich möglichst ruhig einen Platz auf der Wiese suchen und auf keinen Fall aggressiv oder gewalttätig werden, wenn ein Wächter kommt.
"So wenig Wächter wie heute haben wir im Hofgarten noch nie gesehen, die trauen sich wohl nicht her", lachen die Organisatoren. Sie hätten eigentlich schon 300-400 Teilnehmer als großen Erfolg gewertet. Auf Facebook haben dann fast 1.300 fix zugesagt zu kommen. Sie schätzen, dass tatsächlich mehr als 1.000 Menschen gekommen sind. Aber genau zählen konnten sie es nicht.
Auf jeden Fall ist die sonst leere Wiese beim Musik-Pavillon aus dem Jahre 1733 übervoll. Auch noch um fünf Uhr Nachmittag, als die Veranstaltung ihr offizielles Ende erreicht. Viele packen aber schon ihre Sachen zusammen. Sammeln Papierreste und Zigarrettenstummel ein und bringen sie zur nächsten Mülltonne. Bald wird die Sonne hinter der Nordkette verschwinden und die Temperaturen kühler werden.
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provinnsbruck.at
Bald kommt hier auch noch ein kurzes Webvideo und einen Kommentar der Zeitungsente.
Enteninvasion
Am 6. April 2011 erlebten die Einrichtungen der Innsbrucker Universitäten eine Invasion der besonderen Art. Gummienten bevölkerten den Campus.
War es ein verfrühter Ostergruß, eine Botschaft von Außerirdischen oder doch einfach nur ein guter Studentenstreich, als am Mittwochmorgen jene exklusive Gruppe von Studenten, die tasächlich schon vor acht Uhr den Campus aufsucht, von einer Unzahl an kleinen gelben Gummienten erwartet wurde? Link
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