Adventmorgen am Marktplatz (von Arno Cincelli)
Neun Uhr morgens. Es ist eiskalt. Am klaren hellblauen Himmel steht die Morgensonne nur knapp über den Dächern der Stadt. Ihre Strahlen können die Kälte am Innsbrucker Marktplatz nicht vertreiben. Noch bemerkt man nichts von der am Abend typischen Christkindlmarkt-Stimmung, keine Betrunkenen, kein Geruch nach ranzigem Frittieröl, kein "Last Christmas" von "Wham" belästigt das Gehör. Das einzige, was man hört, ist der Straßenlärm.
Der Boden klebt stellenweise ein wenig, auf den Stehtischen finden sich noch Speisereste, Zigarettenasche und gefrorene rote Pfützen, offensichtlich Glühwein vom Vorabend.
Obwohl der Christkindlmarkt erst um elf Uhr öffnet, dreht sich schon das Karussell. Noch ist die Abdeckplane für die Nacht daran befestigt. Es gleicht so einem vieleckigen bunten Kreisel.
"Um Neun in der Früh ja, tun wir halt eine Viertelstunde probelaufen. Immer aus- und einschalten, dass die Mechanik halt passt", Benno Zartl, der Betreiber des Karussells und mehrerer Marktstände ist sichtlich stolz auf seine Attraktion. Das Karussell ist mehr als hundertzwanzig Jahre alt. Ganz genau kann er es nicht sagen. Er ist bei diesem Markt seit Anfang an dabei. Schon vor sechzehn Jahren am Landhausplatz und nun seit drei Jahren am Marktplatz. Er zählt damit zu den letzten drei Betreibern, die seit Anbeginn zu diesem Markt kommen. Trotzdem bemerkt man an seinen Erzählungen das starke Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den Betreibern und auch den "Standlern". Einige der Betreiber sind ohnehin beides.
Während er erzählt, wuselt eine Horde Kinder in gelben Warnwesten über den Markt. Die ersten Glühweinbuden öffnen die Rollläden und Klappen, Tassen werden gespült, Glühwein wird aus Großkanistern umgefüllt, die Stehtische abgewischt. Feuer werden angezündet, um Kastanien zu rösten, für den historischen Holzofen, oder auch einfach nur um zu wärmen. Man spürt eine gewisse Anspannung in der Luft, die jedoch nicht in Hektik ausartet.
Ein vielstimmiges "Jaaa!" schallt über den Platz. Das Kasperltheater hat wohl gerade begonnen. Währenddessen öffnet Waltraud Monz als eine der letzten ihren Stand. Sie ist seit 15 Jahren jedes Jahr bei diesem Markt dabei. Täglich zehn Stunden, sieben Tage die Woche, sechs Wochen lang. Zehn Stunden ohne Pause. Ohne den guten Zusammenhalt der Standler würde das nicht funktionieren.
"Alleine ist man verschüttet. Weil man muss einfach zusammenhalten und das haben wir seit Jahr und Tag. Gott sei Dank ist das bei uns so!"
Sie sortiert die Waren ihres Standes, entfernt das Eis aus ihrem Wasserkocher. Glücklicherweise sind die Getränkedosen und Flaschen nicht gefroren.
"Man muss sich dementsprechend anziehen. Die Kälte selber, im Gesicht ist es gut, da braucht man keine Kosmetik, man ist immer frisch, man schaut immer gut aus", sie lacht leise, "und die Kälte selber, naja mit Ofen und Wärmepatschen und so et cetera, diverse Bekleidungen bringt man das schön hin."
Trotz der Kälte und der anstrengenden Arbeit möchte sie den Advent am Markt nicht missen. Ihr Stand steht zwar auch noch im Schatten, dafür spiegelt sich in der Glasfassade des nur fünf Meter entfernten Hauses die verschneite Nordkette im hellen Sonnenlicht. Darunter sieht man auch noch die bunten Fassaden der Innstrasse, eines der beliebtesten Fotomotive für Innsbruck-Touristen. Waltraud Monz liebt diesen Anblick.
Wieder Aufregung beim Kasperltheater, die Vorstellung ist vorbei. Die Kinder strömen in Richtung des Karussells, das inzwischen von der Abdeckplane befreit ist. Mehrere Standler und Betreiber erzählen stolz, dass sie jedes Jahr ungefähr sechshundertfünfzig Kindergartenkinder morgens auf den Christkindlmarkt einladen. Jeweils ein Kindergarten pro Tag. Zu dieser Einladung zählen neben dem Kasperltheater ein paar Freirunden am Karussell oder Ponyreiten, der Besuch des Streichelzoos, manchmal auch etwas Süßes. Während die Standler davon erzählen kann man schon den ersten Geruch wahrnehmen. Es sind gebrannte Mandeln. Gleichzeitig sind die Freudenschreie der Kinder zu hören.
Einen kurzen Moment kommt die Erinnerung daran zurück, was einen selbst als Kind am Christkindlmarkt in Weihnachtsstimmung versetzt hatte. Bevor der Glühwein in den Vordergrund getreten ist. Bevor man "Last Christmas" zu hassen begann.
Dieser Beitrag wurde im Rahmen des Medienmacher-Lehrganges 2010, einer Kooperation von WiFi-Tirol und Tiroler Tageszeitung, als Übungs-Reportage verfasst.
Der Boden klebt stellenweise ein wenig, auf den Stehtischen finden sich noch Speisereste, Zigarettenasche und gefrorene rote Pfützen, offensichtlich Glühwein vom Vorabend.
Obwohl der Christkindlmarkt erst um elf Uhr öffnet, dreht sich schon das Karussell. Noch ist die Abdeckplane für die Nacht daran befestigt. Es gleicht so einem vieleckigen bunten Kreisel.
"Um Neun in der Früh ja, tun wir halt eine Viertelstunde probelaufen. Immer aus- und einschalten, dass die Mechanik halt passt", Benno Zartl, der Betreiber des Karussells und mehrerer Marktstände ist sichtlich stolz auf seine Attraktion. Das Karussell ist mehr als hundertzwanzig Jahre alt. Ganz genau kann er es nicht sagen. Er ist bei diesem Markt seit Anfang an dabei. Schon vor sechzehn Jahren am Landhausplatz und nun seit drei Jahren am Marktplatz. Er zählt damit zu den letzten drei Betreibern, die seit Anbeginn zu diesem Markt kommen. Trotzdem bemerkt man an seinen Erzählungen das starke Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den Betreibern und auch den "Standlern". Einige der Betreiber sind ohnehin beides.
Während er erzählt, wuselt eine Horde Kinder in gelben Warnwesten über den Markt. Die ersten Glühweinbuden öffnen die Rollläden und Klappen, Tassen werden gespült, Glühwein wird aus Großkanistern umgefüllt, die Stehtische abgewischt. Feuer werden angezündet, um Kastanien zu rösten, für den historischen Holzofen, oder auch einfach nur um zu wärmen. Man spürt eine gewisse Anspannung in der Luft, die jedoch nicht in Hektik ausartet.
Ein vielstimmiges "Jaaa!" schallt über den Platz. Das Kasperltheater hat wohl gerade begonnen. Währenddessen öffnet Waltraud Monz als eine der letzten ihren Stand. Sie ist seit 15 Jahren jedes Jahr bei diesem Markt dabei. Täglich zehn Stunden, sieben Tage die Woche, sechs Wochen lang. Zehn Stunden ohne Pause. Ohne den guten Zusammenhalt der Standler würde das nicht funktionieren.
"Alleine ist man verschüttet. Weil man muss einfach zusammenhalten und das haben wir seit Jahr und Tag. Gott sei Dank ist das bei uns so!"
Sie sortiert die Waren ihres Standes, entfernt das Eis aus ihrem Wasserkocher. Glücklicherweise sind die Getränkedosen und Flaschen nicht gefroren.
"Man muss sich dementsprechend anziehen. Die Kälte selber, im Gesicht ist es gut, da braucht man keine Kosmetik, man ist immer frisch, man schaut immer gut aus", sie lacht leise, "und die Kälte selber, naja mit Ofen und Wärmepatschen und so et cetera, diverse Bekleidungen bringt man das schön hin."
Trotz der Kälte und der anstrengenden Arbeit möchte sie den Advent am Markt nicht missen. Ihr Stand steht zwar auch noch im Schatten, dafür spiegelt sich in der Glasfassade des nur fünf Meter entfernten Hauses die verschneite Nordkette im hellen Sonnenlicht. Darunter sieht man auch noch die bunten Fassaden der Innstrasse, eines der beliebtesten Fotomotive für Innsbruck-Touristen. Waltraud Monz liebt diesen Anblick.
Wieder Aufregung beim Kasperltheater, die Vorstellung ist vorbei. Die Kinder strömen in Richtung des Karussells, das inzwischen von der Abdeckplane befreit ist. Mehrere Standler und Betreiber erzählen stolz, dass sie jedes Jahr ungefähr sechshundertfünfzig Kindergartenkinder morgens auf den Christkindlmarkt einladen. Jeweils ein Kindergarten pro Tag. Zu dieser Einladung zählen neben dem Kasperltheater ein paar Freirunden am Karussell oder Ponyreiten, der Besuch des Streichelzoos, manchmal auch etwas Süßes. Während die Standler davon erzählen kann man schon den ersten Geruch wahrnehmen. Es sind gebrannte Mandeln. Gleichzeitig sind die Freudenschreie der Kinder zu hören.
Einen kurzen Moment kommt die Erinnerung daran zurück, was einen selbst als Kind am Christkindlmarkt in Weihnachtsstimmung versetzt hatte. Bevor der Glühwein in den Vordergrund getreten ist. Bevor man "Last Christmas" zu hassen begann.
Dieser Beitrag wurde im Rahmen des Medienmacher-Lehrganges 2010, einer Kooperation von WiFi-Tirol und Tiroler Tageszeitung, als Übungs-Reportage verfasst.
cigarman - 4. Dez, 17:31