Medienmacher 2010

Rezension "Onlinejournalismus" von Nea Matzen

Diese Rezension ist als Prüfungsaufgabe für den Medienmacher-Lehrgang 2010, einer Kooperation von WiFi-Tirol und Tiroler Tageszeitung entstanden.
Da dieser Lehrgang gerade in letzter Zeit häufig im Blog behandelt wurde, liegt es nur nahe, daß der Buchtipp für den Monat Februar dieses Lehrbuch ist.

"Onlinejournalismus" von Nea Matzen

In diesem Buch gibt Nea Matzen einen knappen, aber treffenden Überblick über Online-Journalismus. Das Buch ist der achte Band aus der Reihe "Wegweiser Journalismus", erschienen im UVK-Verlag. Die Reihe richtet sich laut Eigendefinition "an Nachwuchsjournalisten, will Mut machen und Begeisterung für den Journalismus wecken". Nea Matzen gelingt es, dieses Ziel zu erreichen.
Die Autorin ist selbst seit zehn Jahren Online-Redakteurin und unterrichtet an verschiedenen Ausbildungsstätten Jungjournalisten. Einen Teil ihrer Erfahrung versucht sie in diesem kleinen, nur 150-Seiten-kurzen Buch weiterzugeben.
Da das Buch dazu auch noch sehr kurzweilig geschrieben ist und sich darin auch immer wieder unterhaltsame Beispiele finden, lädt es natürlich dazu ein, es in einem Stück durchzulesen. Bei dem geringen Umfang würde dazu ein gemütlicher Sonntag-Nachmittag ausreichen.
Diese Vorgangsweise würde dem Buch aber nicht gerecht werden. Das Buch mag zwar selbst sehr kurz und knapp sein, es finden sich aber enorm viele Beispiele mit Internet-Links. Deshalb sollte man sich Kapitel für Kapitel einzeln vornehmen, am besten mit laufendem Computer.
Darüber hinaus wird von Nea Matzen immer wieder ergänzende Literatur vorgeschlagen, zum Teil handelt es sich dabei um "Standardwerke des Journalismus", zum Teil aber auch um regelrechte "Geheimtipps", die ein neues Licht auf die Materie werfen.
Diese Vorgangsweise führt dazu, dass das Buch nicht immer linear verläuft, hin und wieder scheint der eine oder andere Hinweis abzuschweifen. Doch schlussendlich lässt sich immer wieder der rote Faden erkennen. Ganz so, wie das Internet eben auch kein lineares Medium ist.
Sie gibt Einblick in die Arbeitsweisen einer Online-Redaktion, weist ohne irgendein journalistisches Fachgebiet abzuwerten auf die Besonderheiten des Online-Journalismus hin.
Besonderes Gewicht legt die Autorin auf das "Texten fürs Netz", ein Kapitel, das ein Drittel des Buches umfasst. Hier erklärt sie klar, worauf besonders Wert zu legen ist, immerhin ist das Internet in erster Linie ein Lesemedium. Erkenntnisse verschiedener aktueller Studien zum Internet-Konsum werden von ihr immer wieder einbezogen. So macht sie viele ihrer Hinweise nachvollziehbarer.
Im letzten Teil des Buches gibt Nea Matzen einen Überblick über die vielfältigen Darstellungsformen, die das Internet bietet. Sie gibt Tipps, die man als Anfänger, journalistischer Umsteiger oder auch als Profi problemlos - und größtenteils auch kostenfrei - am eigenen PC ausprobieren kann. Einzig Podcast-Fans könnten einwerfen, dass der Bereich Audio etwas kurz abgehandelt wird. Dieser Teil geht auch auf die große Besonderheit des Online-Journalismus ein, dass nämlich hier die Grenze zwischen Journalist und Konsument, dem sogenannten User, immer mehr verschwimmt. Eine Entwicklung, die häufig mit dem Begriff Web 2.0 umschrieben wird, und für die "Twitter" ein gutes Beispiel ist. Hier werden die Nutzer selbst zur Quelle und umgekehrt.
Dazu finden sich in dem Buch in allen Bereichen auch allgemeingültige journalistische Grundregeln, wie etwa "Die beste Kamera ist die, die man dabei hat".
"Onlinejournalismus" gibt jedem, der daran interessiert ist in verständlicher Sprache einen ersten Zugang zu diesem Thema. Aufgrund der Kurzlebigkeit der IT-Branche, wird es aber wohl nicht lange genug aktuell bleiben, um zu einem Standardwerk zu werden.
Gerade die zum Teil amüsanten Beispiele, die immer wieder aufgezeigt werden, zeigen dem Leser des Buches, wie spannend und abwechslungsreich diese Branche sein kann. Und sie zeigen, dass ein Online-Journalist ein möglichst breites Wissen über die verschiedensten Teilbereiche des Medienmachens haben muss. Und ebenso, dass er alle Spielarten des Medienmachens respektieren sollte.
Die Frage ob jemand mit Interesse an Web-Journalismus dieses Buch im Regal stehen haben sollte, lässt sich mit einem klaren NEIN beantworten. Dieses Buch muss neben dem Computer liegen! Am besten mit Lesezeichen, Eselsohren und Notizen. (Arno Cincelli)

Sprechen Sie russisch?

Quelle: Reuters

Вы говорите по-русски? Wer diese Frage bejahen kann, ist im Tiroler Tourismus gefragt.

Im Winter 2009/10 verbrachten 55.000 russische Gäste (Quelle: Wirtschaftsblatt) ihren Urlaub in Tirol. Für die laufende Saison zeichnet sich eine Steigerung ab. Bei den Gästen aus dem ehemaligen ist Tirol "in".

Kenntnisse der russischen Sprache sind deshalb immer mehr gefragt, da viele, besonders ältere Russische Gäste weder Deutsch noch Englisch sprechen.

Die Gäste gelten als sehr großzügig, wenn sie sich in ihrer Sprache mit dem Personal unterhalten können. Das gilt gerade auch bei Schilehrern. Mehrere Russisch-Studenten an der Uni-Innsbruck verdienen so in den Ferien Geld, bestätigte der Slawistiker Jürgen Fischer im Interview. Er hat in den vergangenen vier Jahren selbst als Schilehrer gearbeitet. Er betont, dass es zwar einen Anstieg bei den russischen Gästen gibt, diese aber nur in einem kurzen Teil der Saison kommen.

(c) Www.BilderBox.com - Winterlandschaft
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Bei diesem Zeitraum handelt es sich um die ersten Jännerwochen, die russischen Weihnachtsferien. Trotzdem lohnt sich die Kenntnis der russischen Sprache bei jeder Bewerbung.

Manche Hotels beschäftigen eigene Dolmetscher und organisieren betriebsinterne Sprachkurse für die Mitarbeiter. Ein Beispiel dafür ist der Lanserhof in Lans, in dem zu jeder Zeit im Jahr etwa 10 Prozent der Gäste aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion kommen.

Weitere Artikel zu dem Thema:
meinbezirk.at
ORF.at
News.at
DiePresse.com

Schnuppertage bei der Moserholding - 3. Tag

Montag morgen,noch im Halbschlaf ordentlich rasiert und entsprechend dem Rat der Lehrgangsleiter wieder ordentliche Kleidung angezogen. Sprich: Hemd, schwarze Hose und Sakko. Eine Krawatte in die Tasche, die muss ja nicht die ganze Zeit sein. Bei den letzten 2 Schnuppertagen war ich damit zwar immer etwas overdressed, aber wer weiß, vielleicht werde ich ja diesmal zu einer Pressekonferenz geschickt.
In der Moserholding wurde ich dann gleich in den ersten Stock zu Life Radio geschickt. Nach ein paar Minuten, in denen ich etwas betreten im Eingangsbereich stand, ich wollte ja nicht einfach so hineinplatzen, fasste ich dann doch Mut und tat genau das. Ich platze hinein.
Margit Bacher, die uns ja schon beim Lehrgang ein paar Tipps gegeben hat, erkannte mich gleich und stellte mich vor. Hier galt die Regel, die uns unsere Lehrgangsleiterin eingetrichtert hat. Jedem mit Handschlag grüßen und sich vorstellen. Als das soweit erledigt war, sagte mir Margit, ich soll mich mal schlau machen, was so in der Welt passiert, gleich beginne die Redaktionskonferenz.
Also vertiefte ich mich in die Welt des Internets und der Presseagenturen, so tief, dass mich Margit anstupsen musste, die Konferenz habe schon begonnen. Ein wenig verständnislos blickte ich sie wohl an, da die Redakteure hier nicht extra in einen anderen Raum begeben haben, sondern sich einfach quer über die Tische unterhielten. Warum eigentlich auch nicht? Ist ja eh viel praktischer.
Zum einen oder anderen Thema, das besprochen wurde, konnte ich sogar etwas beitragen. Ich hoffe nur, diese Beiträge strotzen nicht zu sehr von Anfängertum. Es war auf jeden Fall sehr spannend und lehrreich für mich, hier direkt mitzuerleben, wie entschieden wird, was für Beiträge vorbereitet werden sollen, was wann gesendet werden soll.
Zu einem der Themen, Cyber-Mobbing, wurde auch beschlossen, soll ich später eine Meinungsumfrage vor ein paar Schulen machen.
In der Zwischenzeit sollte ich zur Übung Wettermeldungen schreiben. Ist weit schwieriger, als ich zuerst dachte!
Als ich damit fertig war, gab es kurz nichts für mich zu tun.
Ich fragte also Maria-Bettina Bacher, die gerade moderierte, ob ich ihr ein bisschen über die Schulter sehen durfte. Sie erklärte mir die wichtigsten Funktionen im Studio, schon nach ein paar Minuten schwirrte mir der Kopf.
Alle Life Radio-Mitarbeiter wirkten sehr beschäftigt, es ist unglaublich, mit was für einer kleinen Mannschaft ein dermaßen professionelles Programm gemacht wird. Also wollte ich nicht mehr als nötig stören, und da Margit uns im Rahmen des Lehrgangs ja schon gesagt hatte, dass es so etwas wie geregelte Mittagspausen nicht gibt, beschloss ich um halb zwölf schnell eine Kleinigkeit, die ich mir mitgebracht habe zu essen.
Sofort nachdem ich aufgegessen hatte, erklärte mir Philipp Granbacher das Aufnahmegerät, das ich für die Meinungsumfrage benutzen sollte, gab mir ein paar Tipps, was ich fragen sollte und erklärte mir wie ich den Taxiblock ausfüllen solle.
Dann marschierte ich los zur ersten Schule, die ich leicht zu Fuß erreichen konnte. Nach insgesamt zweieinhalb Stunden in extremer Kälte, hoffte ich, dass doch das eine oder andere Brauchbare dabei sein könnte und fuhr zurück ins Studio. Während der ganzen Fahrt verfluchte ich mich dafür, die besser aussehenden Schuhe angezogen zu haben, und nicht die wärmeren, aber eben plumpen Winterschuhe.
Zurück bei Life Radio überspielte mir Margit die Aufnahmen auf einen Arbeitsplatz. Aus annähernd 30 Minuten Aufnahmezeit konnte ich ca. zwei Minuten Antworten zum Thema herausziehen. Margits vernichtendes Urteil: Alles zu "Wischi-Waschi", nichts klares, das man verwenden könnte. Glücklicherweise hatte auch Katrin Bamberger eine MU zum Thema gemacht. In weitaus kürzerer Zeit, und mit genügend klaren Sagern... Hier sieht man sofort, was der Unterschied zwischen Profi und Anfänger ist!
Dann musste Margit fort, aber Philipp Granbacher und Martin Egger nahmen sich die Zeit, mir vieles zu erklären. Zu den Nachrichtenzeiten ging ich immer wieder auch zu Denise Neher ins Studio, es ist einfach faszinierend, das ganze life und direkt zu erleben!
Nochmals Danke an alle, die sich an dem Tag Zeit für mich genommen haben. Ihr seid toll gewesen!
Um etwa halb sechs Uhr Abend verließ ich das Studio mit einer massiven Reizüberflutung. Ich habe wahnsinnig viel dazugelernt, aber es wird wohl noch ein paar Tage dauern, bis ich alles davon realisiert habe.

Was ich vorher auch nicht wusste, dass im Studio eine Webcam ist... Davon erfuhr ich erst zuhause, als mich meine Freundin darauf ansprach. Ich sei besonders aufgefallen, weil ich absolut overdressed war!

Schnuppertage bei der Moserholding - 2. Tag

Der zweite Tag stand dem Ersten in nichts nach. Zu Beginn wurde mir vom TT-Wirtschafts-Redakteur Max Strozzi, der an dem Tag für mich zuständig war, ein Entschließungsantrag aus dem Tourismus-Ausschuss in die Hand gedrückt. Ich sollte mir überlegen, was man daraus machen könnte.
Also ab an einen Computer und mal schnell Agenturmeldungen, Suchmaschinen usw. zu dem Thema durchforstet. Nachgesehen, was da denn genau im Parlament zu dem Thema gesagt wurde.
Überprüft wer da denn genau die Beteiligten waren.
Dann sollte ich mir überlegen, wen man da denn hier in Tirol zu dem Thema befragen könnte. Dann rief Max Strozzi bei zwei der Vorgeschlagenen an und fragte, ob ein Praktikant ihnen ein paar Fragen stellen dürfe. Als das geklärt war, durfte ich bei den Beiden anrufen und meine Fragen stellen. Wahnsinn, wie schnell sich die Sichtweise auf ein Thema ändern kann, wenn man nur ein oder zwei neue Informationen bekommt, die vorher noch nicht bekannt waren.
Soweit also ein gutes Recherchetraining, hat mir unheimlich Spaß gemacht. Aber dabei sollte es natürlich nicht bleiben. "Schreib darüber was" sagte Max Strozzi, vielleicht könne man es ja mal für die TT am Sonntag brauchen. Ja klar, und wenn ich schon dabei bin, schreibe ich auch gleich über die fliegenden Schweine, die gerade vorbeifliegen... ;-)
Als ich mal ein bisschen was in Word getippt habe, bekam ich eine vorbereitete Maske im Redaktionsprogramm. "Reicht dir der Platz da für die Schlagzeile?", fragte Max Strozzi und "Möchtest Du eine Factbox dazu?" Warum eigentlich nicht, dachte ich mir und bejahte.
Also gleich noch ein paar Zahlen dafür auftreiben. Blöderweise war es Freitag Nachmittag, und deshalb war es nicht so einfach jemanden zu erreichen, der mir die entsprechenden Auskünfte geben konnte. Also beschäftigte ich mich ein bisschen mit der Suche nach einem passenden Bild. Glücklicherweise war ich ja in der Hand von Profis, eine Stunde später bekam Max Strozzi einen Anruf und konnte mir eine passende Broschüre auf einer Homepage zeigen.
Während der ganzen Zeit musste natürlich immer wieder der Text eingepasst werden, umgearbeitet, korrigiert und verbessert. Die Wirtschaftsredakteure machten es mir hier nicht leicht. Wieder und wieder fanden sie etwas zu beanstanden. Irgendwann war es ihnen dann aber doch genug. Ich dachte, sie würden es jetzt ausdrucken, und sagen, das wäre jetzt ein brauchbarer Übungsartikel. Aber denkste... Jetzt sackte mir doch noch das Herz in die Hose...
Wer also wissen will, was ich genau geschrieben habe, sollte also am Sonntag in die Tiroler Tageszeitung sehen, Rubrik Stellenmarkt. Und nein, ich habe nicht die Anzeigen reingetippt. Schickt mir doch bitte Eure Meinungen!

Schnuppertage bei der Moserholding - 1. Tag

Der Betreiber dieses Weblogs und einzige Autor dieser Seite, Arno Cincelli (also ICH, und ja, es ist ein journalistischer Fauxpas, in diese Form zu wechseln ;-) ), hat im Rahmen des Medienmacher-Lehrganges 2010, den er besucht, dieser Tage die Gelegenheit, Schnuppertage bei der Moser Holding zu verbringen.

Begonnen haben die Schnuppertage heute, am 20. Jänner 2011 mit dem Besuch bei tt.com.
An diesem sehr lehrreichen Tag bekam er die Gelegenheit anhand von einer Agenturmeldung einen Artikel zu schreiben und auch zu veröffentlichen.
Darüber hinaus wurde ihm ermöglicht, die Artikel für die komplette IT-Seite der TT Kompakt für den 21. Jänner zu verfassen und auch an der Gestaltung dieser Seite mitzuwirken.
Einige Meldungen für den Infoscreen Innsbruck durfte er auch noch machen, bevor er "mit großer Vorfreude auf den nächsten Tag nach Hause musste."

Adventmorgen am Marktplatz (von Arno Cincelli)

Neun Uhr morgens. Es ist eiskalt. Am klaren hellblauen Himmel steht die Morgensonne nur knapp über den Dächern der Stadt. Ihre Strahlen können die Kälte am Innsbrucker Marktplatz nicht vertreiben. Noch bemerkt man nichts von der am Abend typischen Christkindlmarkt-Stimmung, keine Betrunkenen, kein Geruch nach ranzigem Frittieröl, kein "Last Christmas" von "Wham" belästigt das Gehör. Das einzige, was man hört, ist der Straßenlärm.
Der Boden klebt stellenweise ein wenig, auf den Stehtischen finden sich noch Speisereste, Zigarettenasche und gefrorene rote Pfützen, offensichtlich Glühwein vom Vorabend.
Obwohl der Christkindlmarkt erst um elf Uhr öffnet, dreht sich schon das Karussell. Noch ist die Abdeckplane für die Nacht daran befestigt. Es gleicht so einem vieleckigen bunten Kreisel.
"Um Neun in der Früh ja, tun wir halt eine Viertelstunde probelaufen. Immer aus- und einschalten, dass die Mechanik halt passt", Benno Zartl, der Betreiber des Karussells und mehrerer Marktstände ist sichtlich stolz auf seine Attraktion. Das Karussell ist mehr als hundertzwanzig Jahre alt. Ganz genau kann er es nicht sagen. Er ist bei diesem Markt seit Anfang an dabei. Schon vor sechzehn Jahren am Landhausplatz und nun seit drei Jahren am Marktplatz. Er zählt damit zu den letzten drei Betreibern, die seit Anbeginn zu diesem Markt kommen. Trotzdem bemerkt man an seinen Erzählungen das starke Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den Betreibern und auch den "Standlern". Einige der Betreiber sind ohnehin beides.
Während er erzählt, wuselt eine Horde Kinder in gelben Warnwesten über den Markt. Die ersten Glühweinbuden öffnen die Rollläden und Klappen, Tassen werden gespült, Glühwein wird aus Großkanistern umgefüllt, die Stehtische abgewischt. Feuer werden angezündet, um Kastanien zu rösten, für den historischen Holzofen, oder auch einfach nur um zu wärmen. Man spürt eine gewisse Anspannung in der Luft, die jedoch nicht in Hektik ausartet.
Ein vielstimmiges "Jaaa!" schallt über den Platz. Das Kasperltheater hat wohl gerade begonnen. Währenddessen öffnet Waltraud Monz als eine der letzten ihren Stand. Sie ist seit 15 Jahren jedes Jahr bei diesem Markt dabei. Täglich zehn Stunden, sieben Tage die Woche, sechs Wochen lang. Zehn Stunden ohne Pause. Ohne den guten Zusammenhalt der Standler würde das nicht funktionieren.
"Alleine ist man verschüttet. Weil man muss einfach zusammenhalten und das haben wir seit Jahr und Tag. Gott sei Dank ist das bei uns so!"
Sie sortiert die Waren ihres Standes, entfernt das Eis aus ihrem Wasserkocher. Glücklicherweise sind die Getränkedosen und Flaschen nicht gefroren.
"Man muss sich dementsprechend anziehen. Die Kälte selber, im Gesicht ist es gut, da braucht man keine Kosmetik, man ist immer frisch, man schaut immer gut aus", sie lacht leise, "und die Kälte selber, naja mit Ofen und Wärmepatschen und so et cetera, diverse Bekleidungen bringt man das schön hin."
Trotz der Kälte und der anstrengenden Arbeit möchte sie den Advent am Markt nicht missen. Ihr Stand steht zwar auch noch im Schatten, dafür spiegelt sich in der Glasfassade des nur fünf Meter entfernten Hauses die verschneite Nordkette im hellen Sonnenlicht. Darunter sieht man auch noch die bunten Fassaden der Innstrasse, eines der beliebtesten Fotomotive für Innsbruck-Touristen. Waltraud Monz liebt diesen Anblick.
Wieder Aufregung beim Kasperltheater, die Vorstellung ist vorbei. Die Kinder strömen in Richtung des Karussells, das inzwischen von der Abdeckplane befreit ist. Mehrere Standler und Betreiber erzählen stolz, dass sie jedes Jahr ungefähr sechshundertfünfzig Kindergartenkinder morgens auf den Christkindlmarkt einladen. Jeweils ein Kindergarten pro Tag. Zu dieser Einladung zählen neben dem Kasperltheater ein paar Freirunden am Karussell oder Ponyreiten, der Besuch des Streichelzoos, manchmal auch etwas Süßes. Während die Standler davon erzählen kann man schon den ersten Geruch wahrnehmen. Es sind gebrannte Mandeln. Gleichzeitig sind die Freudenschreie der Kinder zu hören.
Einen kurzen Moment kommt die Erinnerung daran zurück, was einen selbst als Kind am Christkindlmarkt in Weihnachtsstimmung versetzt hatte. Bevor der Glühwein in den Vordergrund getreten ist. Bevor man "Last Christmas" zu hassen begann.

Dieser Beitrag wurde im Rahmen des Medienmacher-Lehrganges 2010, einer Kooperation von WiFi-Tirol und Tiroler Tageszeitung, als Übungs-Reportage verfasst.

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